SAP Datasphere: Ist Semantic Onboarding der Schlüssel zur Self-Service-Datenmodellierung?

SAP Datasphere bietet eine umfassende Plattform zur Integration, Verwaltung und Modellierung von Daten aus verschiedensten Quellen. Zu den zentralen Funktionen gehören ein Katalog für Data Governance, ein Datenmarktplatz zur Erstellung oder zum Konsum von Datenprodukten sowie zahlreiche weitere Werkzeuge für die Datenverarbeitung.

Das Herzstück der Plattform ist jedoch der Self-Service-Ansatz, der es den Fachabteilungen ermöglicht, unabhängig von der IT auf Daten zuzugreifen, diese eigenständig zu modellieren und für die Visualisierung in der SAP Analytics Cloud (SAC) vorzubereiten.

Ein entscheidender Baustein in diesem Prozess ist das Semantic Onboarding. Es vereinfacht die Übernahme von Datenmodellen, indem es Metadaten, Assoziationen und semantische Informationen aus den Quellsystemen in SAP Datasphere integriert und somit den Aufwand für die manuelle Modellierung erheblich reduziert. In diesem Artikel beleuchten wir, wie das semantische Onboarding funktioniert, welche Vorteile es bietet und welche Herausforderungen es zu bewältigen gilt.

Was ist Semantic Onboarding?

Semantic Onboarding ist ein zentraler Bestandteil von SAP Datasphere, der es ermöglicht, Datenmodelle aus verschiedenen Quellsystemen schnell und einfach zu importieren. Das Besondere dabei ist, dass nicht nur die reinen Datenstrukturen übernommen werden, sondern auch alle damit verbundenen semantischen Informationen wie Geschäftslogiken, Hierarchien, Metriken und Währungsangaben. Dies erleichtert es den Anwendern, die importierten Datenmodelle sofort in ihren Analyse- und Visualisierungsprozessen zu verwenden, ohne tiefgehende IT-Kenntnisse zu benötigen.

Mit Semantic Onboarding können Unternehmen die Daten aus verschiedenen SAP-Quellsystemen nahtlos in SAP Datasphere integrieren. Dies sorgt für Konsistenz und ermöglicht den Fachabteilungen, ihre Daten effektiv zu nutzen. Der Prozess ist darauf ausgerichtet, die Komplexität der Datenintegration zu minimieren und gleichzeitig eine einheitliche Sicht auf die Daten zu gewährleisten.

Funktionen des Semantic Onboarding

SAP Datasphere bietet über den Reiter „Semantic Onboarding“ eine benutzerfreundliche Oberfläche, um alle verfügbaren Quellsysteme und deren semantische Modelle zu verwalten und zu importieren.

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Abbildung 1 - SAP Datasphere Übersicht Semantic Onboarding

Das Semantic Onboarding in SAP Datasphere folgt einem klar strukturierten Ablauf, um Datenmodelle aus den Quellsystemen effizient zu importieren und für die Nutzung vorzubereiten. Der Prozess gliedert sich in drei einfache Schritte:

Schritt 1: Verbindung und Ziel-Space auswählen

Zunächst wird eine Verbindung zum gewünschten Quellsystem hergestellt. Dabei wird entweder eine bestehende Verbindung ausgewählt oder eine neue erstellt. Anschließend wird der Ziel-Space in SAP Datasphere definiert, in dem die importierten Datenmodelle abgelegt werden sollen.

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Abbildung 2 - Auswahl der Verbindung

Schritt 2: Entität auswählen

Im nächsten Schritt wählen die Anwender die gewünschte Entität aus, wie z. B. einen CDS-View, einen CompositeProvider oder andere unterstützte Datenobjekte. Hierbei können Filter und Suchfunktionen genutzt werden, um spezifische Datenmodelle wie. Dimensionen, Analytische Queries etc. schnell zu finden.

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Abbildung 3 - Entität auswählen

Schritt 3: Importieren und Überprüfen

Im letzten Schritt wird die Ausgewählte Entität mit ihren Abhängigkeiten & Semantiken  importiert. Während des Imports erstellt SAP Datasphere automatisch die entsprechenden Artefakte wie Remote-Tabellen und Views im Data Builder und Business Builder. Nach Abschluss des Imports können die Ergebnisse überprüft werden, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Abhängigkeiten und Assoziationen korrekt übernommen wurden.

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Abbildung 4 - Importiertes Objekt überprüfen

Mit diesem klaren dreistufigen Prozess wird der Import von Datenmodellen nicht nur effizient, sondern auch intuitiv gestaltet. So können Fachanwender ohne technische Hürden schnell einsatzfähige Datenmodelle erstellen.

Nachdem der dreistufige Prozess erläutert wurde, stellt sich die Frage: Welche Quellsysteme können mit SAP Datasphere genutzt werden? Das Semantic Onboarding unterstützt eine Vielzahl von Systemen, die unterschiedliche Datenmodelle und semantische Informationen bereitstellen.

Die unterstützten Quellsysteme sind:
  • SAP S/4HANA Cloud

  • SAP S/4HANA On-Premise

  • SAP BW/4HANA

  • SAP BW Bridge

  • Business Content

  • Datenprodukte aus dem SAP Datenmarktplatz

Sobald ein Quellsystem ausgewählt wurde, wird der Anwender zum Model Import Wizard weitergeleitet, der für den Import von Datenmodellen aus den Quellsystemen verantwortlich ist. Je nach Quellsystem unterscheidet sich der Importprozess in Bezug auf die unterstützten Funktionen und Anforderungen:

1. SAP S/4HANA Cloud
  • Automatische Rekreation von Assoziationen: Der Cloud Data Integration Adapter ermöglicht eine nahtlose Übernahme von Datenmodellen, einschließlich aller Abhängigkeiten, Assoziationen und Hierarchien.

  • Integration über CDI-Service (Cloud Data Integration): Während des Imports werden nicht nur die selektierten Entitäten, sondern auch alle damit verbundenen Entitäten automatisch übertragen, sofern diese bereits in SAP Datasphere vorhanden sind oder später importiert werden.

  • Import über ODP-Framework (Operational Data Provisioning): Das ODP-Framework ermöglicht den Import von CDS-Views mit dem Großteil der semantischen Informationen. Dies wird regelmäßig in den Hinweisen erweitert Programme wie CNV_NOTE_ANALYZER_DI und TCode CNV_NA_DI können dann für eine Überprüfung der fehlenden Hinweise für die Datenintegration ausgeführt werden.

  • Manuelle Behandlung von Assoziationen: Vor dem Import müssen alle relevanten Tabellen der CDS-Views in SAP Datasphere importiert werden, damit Assoziationen gebildet werden können. Assoziationen werden nicht automatisch verfolgt und müssen manuell hinzugefügt werden
  • Komplexe Hierarchien: Müssen manuell in SAP Datasphere nachgebildet werden, da sie nicht automatisch übertragen werden.

  • Nur ODP-Entitäten: Es können nur Entitäten importiert werden, die eine ODP-Schnittstelle (z. B. Vertrag C1) besitzen und für die Datenextraktion freigegeben sind.

3. SAP BW/4HANA
  • Virtuelle Datenmodelle: Datenmodelle wie CompositeProvider, ADSOs und InfoObjects werden übernommen, bleiben jedoch in ihrem ursprünglichen Quellsystem und werden als Remote-Tabellen in SAP Datasphere dargestellt.

  • Hybride Ansätze: Kunden können weiterhin mit ihren On-Premise-BW/4HANA-Systemen arbeiten und gleichzeitig neue Modellierungsansätze in der Cloud erkunden.

  • Re-Import-Mechanismus: Änderungen an den BW-Queries oder Entitäten im Quellsystem können durch erneutes Importieren berücksichtigt werden. Voraussetzung hierfür ist, dass die Query im SAP BW/4HANA-System erneut freigegeben wird.

4. SAP BW Bridge
  • Integration mit BW-spezifischen Objekten: BW Bridge ermöglicht die Übertragung von BW-Queries, CompositeProvidern und ADSOs in eine vereinfachte BW/4HANA-Umgebung in SAP Datasphere.

  • Erweiterte Nutzung: Diese Option eignet sich für Unternehmen, die ihre bestehenden BW-Datenflüsse und -Queries nahtlos in die Cloud erweitern möchten.

5. SAP HANA Cloud und Datenprodukte
  • Calculation Views: Calculation Views können importiert werden, wobei semantische Informationen wie Maße, Hierarchien, Aggregationen und Währungsdefinitionen beibehalten werden.

  • Datenmarktplatz: Ermöglicht den Zugriff auf branchenspezifische Datensätze und vorgefertigte Modelle, die direkt in SAP Datasphere integriert werden können.

Alle Model Transfer-Ansätze in SAP Datasphere basieren auf virtuellen Datenmodellen (VDM). Das bedeutet:

  • Die Daten verbleiben im Quellsystem, und SAP Datasphere ruft die Daten während der Laufzeit über Remote-Tabellen ab.

  • Es erfolgt kein physischer Datentransfer, es sei denn, die Modelle werden nachträglich manuell in persistente Tabellen umgewandelt.

Falls Änderungen an den Quellmodellen vorgenommen werden, können diese durch einen Re-Import automatisch in SAP Datasphere berücksichtigt werden.

Data Lineage und Impact Analysis

Mit Data Lineage bietet SAP Datasphere volle Transparenz über die Herkunft und Verarbeitung von Daten – von der Quelle bis zur finalen Nutzung. Dies erleichtert die Einhaltung von Compliance-Anforderungen und unterstützt eine effiziente Analyse von Änderungen.

Die Impact Analysis zeigt die Auswirkungen von Modelländerungen auf nachgelagerte Berichte und Prozesse. So können Risiken frühzeitig erkannt und die Konsistenz der Datenmodelle sichergestellt werden. Beide Funktionen gewährleisten eine hohe Datenqualität und schaffen Vertrauen in die Datenlandschaft.

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Abbildung 5- Abhängigkeitsanalyse in der DataSphere

Ist Semantic Onboarding der Schlüssel zur Self-Service-Datenmodellierung?

Semantic Onboarding ist zweifellos ein zentraler Bestandteil von SAP Datasphere und spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung des Self-Service-Ansatzes. Mit der Fähigkeit, Datenmodelle effizient zu importieren und semantische Informationen wie Assoziationen, Hierarchien und Geschäftslogik nahtlos zu übernehmen, erleichtert es den Fachabteilungen den Zugriff auf vertrauenswürdige Daten und reduziert die Abhängigkeit von IT-Teams.

Trotz einiger Limitierungen, wie der manuellen Nacharbeit bei On-Premise-Systemen oder der fehlenden Unterstützung komplexer Hierarchien, bietet Semantic Onboarding eine starke Grundlage für eine moderne, datengetriebene Organisation.

Ein wesentlicher Vorteil von SAP Datasphere ist seine Rolle als strategisches Produkt von SAP. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Plattform ist damit zu rechnen, dass viele der derzeitigen Limitierungen nach und nach beseitigt werden. Bereits jetzt sind Fortschritte, wie die Unterstützung zusätzlicher Quellsysteme und verbesserte Importmechanismen, deutliche Schritte in die richtige Richtung. Dies zeigt, dass SAP aktiv daran arbeitet, die Möglichkeiten der Plattform zu erweitern und die Nutzung für Unternehmen noch effektiver zu gestalten.

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